30.01.2013 GE erinnert: OB-Rede und S04

Veröffentlicht: 4. Februar 2013 in Medien, Schule/Pädagogik

OB Baranowski hat zur Auftaktveranstaltung „Gelsenkirchen erinnert sich“, am 30.01.2013 im Bildungszentrum eine Rede gehalten. Dort spricht er von Demokratie-Bildung, die unsere Gesellschaft braucht. Sehr schöne Worte – die nirgendwo im Netz als Rede nachlesbar sind: weder bei der WAZ, noch im OB-Blog, noch im Lokalkompass.  Eine Rede ohne digitalen Widerhall. Eine Rede, die quasi verstummt. Eine solche Rede ist keine Rede, sondern entspricht einem Schweigen. Legen wir, angesichts dieser stillen Wirkungslosigkeit der OB-Rede, eine Schweigeminute für die Demokratiebildung ein, die – ihrer Verbreitung beraubt – das triste Dasein unwerten Lebens führt; dem Untergang und dem Vergessen anheim gegeben. (PS: siehe unten)

Der FC Schalke 04 hat eine Gedenktafel in Erinnerung an die verfolgten und ermordeten jüdischen Mitglieder des Vereins eingeweiht. Die Tafel hängt an der Tausend-Freunde-Mauer vor der Arena.  http://www.schalke04.de/de/aktuell/….enken/page/994–10–.html

Ein aufmerksamer Beobachter auf Gelsenkirchener Geschichten hat die OB-Rede auf der Seite der Stadt Gelsenkirchen unter OB-Kolummne gefunden. Ich veröffentliche sie hier sicherheitshalber mal gleich, bevor sie wieder verschwindet, denn sie ist m.E. von einiger geschichtlicher Bedeutung: “

01.02.2013

Was wir nicht vergessen dürfen

Liebe Gelsenkirchenerinnen, liebe Gelsenkirchener!

Nur noch sehr wenige von uns haben eigene Erinnerungen an das, was sich 1933 in unserer Stadt zugetragen hat. Daran, wie die Nazis auch bei uns die Macht übernahmen und skrupellos ausüben konnten. Umso wichtiger ist es, dass wir uns das wieder und wieder ins Bewusstsein rufen – und Lehren daraus ziehen.

An dieser Erinnerungs-Arbeit beteiligen sich in diesem Jahr erfreulicherweise viele Menschen, engagierte Bürgerinnen und Bürger wie auch städtische und zivilgesellschaftliche Einrichtungen. Sie werden von Januar bis November 2013 zu zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen einladen, an denen auch Sie teilnehmen können. Es wird Fachvorträge und Filme geben, Lesungen und Ausstellungen, Gesprächen mit Zeitzeugen, Stadtrundgänge und Gedenkfeiern.

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Anhand dieses Programms werden wir uns in Gelsenkirchen aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln der Frage widmen: Was war 1933 – und was bedeutet das für uns heute? Sicher ist: 1933 hat uns heute immer noch viel zu sagen. Wir schauen inzwischen mit einer Distanz von acht Jahrzehnten auf das Jahr, in dem die Nazis an die Macht gelangten. Und obwohl wir alle glauben, die Geschichte zu kennen, erstaunt und entsetzt es einen doch noch immer, wenn man sieht, wie leicht die Weimarer Demokratie zu kippen war. Wie scheinbar einfach die Machtübernahme der Nazis auch in Gelsenkirchen vonstatten ging. Wie ab dem 30. Januar 1933 der Weg nahezu frei war für die Nazis und ihre Mitläufer und Mittäter, für Krieg und zahllose Verbrechen.

Das war möglich, weil sich zu wenig Menschen aufgerufen fühlten oder den Mut dazu hatten, Widerstand zu leisten. Vergessen wir nicht: Es war zwar eine Mörderbande, die da an die Macht kam. Aber sie hatte die Unterstützung zahlreicher Menschen. Selbst in der Arbeiterstadt Gelsenkirchen hatten viele die NSDAP gewählt.

Die Entwicklung des Jahres 1933 zu begreifen, fällt uns heute schwer. Aber es ist wichtig, diese Vorgänge von verschiedenen Seiten zu beleuchten und zu beschreiben – um sich bewusst zu machen, wie fragil unsere gesamtstaatliche wie lokale Demokratie sein kann. Damit uns wieder und wieder klar wird: Eine Demokratie braucht Demokraten; vor allem aber braucht sie wehrhafte Demokraten. Demokraten, die den Rechtsstaat und den Geist der Grundrechte schützen.

Mut zum aufrechten Gang

Dafür benötigt unsere Gesellschaft aber auch Demokratie-Bildung. Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen zu Menschen bilden und heranwachsen lassen, die den Mut zum aufrechten Gang und zu Haltung haben – ebenso wie die Befähigung zu Solidarität und Rückgrat. Menschen, die sich gemeinsam mit anderen in der Demokratie entfalten und die mit ihrem Verhalten wiederum unsere Demokratie stärken können. Es ist richtig und wichtig, dass wir jede und jeden Einzelnen stark machen – und nicht klein und schwach halten!

Diese Demokratie-Bildung kann nicht allein die Aufgabe der Schulen sein. Wir alle sind gefragt. Und darum ist es gut, dass sich unsere Stadtgesellschaft 2013 so intensiv mit der Vergangenheit befasst – und mit den Lehren, die wir daraus ziehen müssen! Glück auf!

Ihr
Frank Baranowski

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